Dialog mit dem inneren Kind, an die Vergangenheit

Liebe Ulrike, oder liebes Jubelchen!

Ich weiß, dass du deinen Platz noch nicht gefunden hast. Dass du dich nicht sicher fühlst sondern abgelehnt. Nachts wackelst du dich in den Schlaf, um deine Isoliertheit zu vergessen.Trotzdem freust du dich jeden Tag erneut, deine Familie wieder zu sehen. Deine Familie, auf die du so stolz bist. Dein Problem wird niemals angesprochen werden. Niemand wird es je interessieren, warum du 40kg abnimmst oder Schlaftabletten sammelst. Und dein Gefühl, überflüssig zu sein ist ein wahres und ehrliches Gefühl. Du bist uninteressant, zumindest in den Augen deiner Familie. Du bist verworfen worden. Vielleicht warst du nicht süß genug? Jetzt, heute macht dir dieser Gedanke zu schaffen. Noch immer treibt er dich fast in den Tod. Tja, es ist zu spät. Du hast alles dafür getan, es aus der Welt zu schaffen. Und du hast dabei versagt. Du weißt jetzt, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Also hör doch endlich auf, sie im Äußeren zu suchen! Und beginne endlich damit, sie dir selber zu schenken!

Wie soll denn das gehen? Wo ich doch schon immer ungeliebt gewesen bin? Ist das nicht zu einem Wesensmerkmal geworden?

Überlege mal: hat die äußerliche Anerkennung, die deine Eltern ja genaßen, sie irgendwie erreicht?Nein! Sie waren beide vor ihrem Tod kreuzunglücklich. Also ist äußerliche Anerkennung nicht mehr als eine Wetterlage, sie kommt und verschwindet, und wenn sie verschwindet, ist man kreuzunglücklich! Du kannst also froh sein, dass du von ihr verschont geblieben bist. Deswegen bist du von niemanden abhängig! Und das ist doch auch schon etwas, dass du an dir lieben kannst: deine große, innere Unabhängigkeit! Selbst dass dir deine Kinder weggenommen wurden hast du verwunden, irgendwie. Du bist zwar isoliert aufgewachsen, aber diese Isoliertheit hat dich auch innerlich stark gemacht. Ich weiß, dass du äußerlich gesehen wenig Erfolge aufzuweisen hast. Aber vielleicht knüpfst du erst einmal da an, wo du dich stark fühlst: in der Isoliertheit, in deinem ruhigen Selbst, in der Freiheit, die ja bei dir fast absolut ist: frei von Geldsorgen, frei von Zeitsorgen, frei von Beziehungssorgen. Du bist absolut frei. Und du machst so wenig damit!

Na? Wie fühlst du dich jetzt?

Ich bin so dankbar. Vielleicht habe ich das absolut schönste  Leben geführt, trotz meiner Einsamkeit, und habe es nur    nicht bemerkt! Das kann schon sein. Ich fühle mich auf einmal unendlich geliebt und behütet!

Und wenn du unendlich geliebt und behütet wirst, was kannst du dann nicht sein? Genau: du bist alles andere als wertlos! Wahrscheinlich bist du das genaue Gegenteil davon! Ist das etwas, woran Du anknüpfen kannst??

Oh ja! Ich will es mir merken. Vielleicht schaffe ich es dann, mich selbst zu schätzen!

Recklinghausen, 08. September 2018



Foto aus dem Jahr 1988

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