das Liebenswürdigste

„Die Menschen sind trotz ihrer Mängel das Liebenswürdigste, was es gibt.“ (Goethe)


Im Moment weiß ich nicht, ob es ausreicht, wie ein Mensch zu sein, um gut oder gar liebenswert zu sein. Die Liebe der Menschen erscheint mir so berechnend. Begeisterung und Anerkennung können sofort entzogen werden und werden auch oft entzogen. Weswegen? Da reicht schon ein einziges böses Wort oder Satz aus... Der Mensch ist unbeständig und nicht gerade liebesfähig. Er möchte sich selbst ins Rampenlicht setzen und heischt ständig nach Anerkennung. Und sobald man nicht mehr „Bravo!“ruft fällt man in Ungnade. Nein, ich finde nicht, dass Menschen liebenswert sind. Sie sind überhaupt nur lieb zueinander, wenn sie etwas zu bekommen erhoffen. Natürlich gibt es einige versonnene Gemüter, dir recht freundlich in die Welt schauen. Und wenn man es von der anderen Seite betrachtet ist es so: wir sind aufeinander angewiesen. Selbst ein schlechter Mensch ist besser als gar keiner. Ohne Menschen wären wir alle verloren und würden an Einsamkeit zugrunde gehen. Oft reicht schon der Anblick von anderen Menschen aus, um einen glücklich zu machen. Tja, das ist sonderbar; so widersprüchlich wie der Mensch. Oft sieht oder bemerkt man die Großartigkeit eines Menschen erst in seiner Notlage, während bei anderen in solchen Momenten ihre Kleinheit und Erbärmlichkeit zutage tritt. Man weiß erst, wer vor einem steht, wenn man ihn über sich hinaus wachsen sieht oder aber wenn er einbricht und verlogen und hinterlistig, kurz klein und gemein wird.

Mir steht es nicht zu, Konsequenzen zu ziehen, jemanden auszuschließen oder bewußt und wählerisch zu integrieren. Ich halte es für einen Fehler, irgendjemand auch nur böse anzusehen, obwohl mir das gewiss selbst unterläuft. Der Mensch ist zwar nicht liebenswert, vielleicht nicht, aber er hat einen großen Wert an sich und in sich. Wenn man ehrlich ist, bestreiten die Schwächen eines Menschen meist auch nur einen geringen Teil seines Wesens, während er im Großen und Ganzen einfach nur bemerkenswert ist. An Tagen, an denen es mir gut geht, komme ich manchmal aus dem Staunen nicht heraus, so bemerkenswert scheint mir jeder einzelne Mensch zu sein. Das Fatale ist aber, dass wir Menschen dazu neigen, andere Menschen auf ihre Schwächen zu reduzieren und dann menschenscheu werden und voneinander nichts mehr wissen wollen. Das hat der Mensch so nicht verdient.

Ich glaube auch, dass der Mensch dadurch, dass er auf der Erde lebt, zu einem mehr oder minder begrenzten und unfähigen Wesen wird, dass sich alles mühsam anzueignen hat, während er seiner Natur nach eigentlich geistig, unbegrenzt und allwissend ist. Hatten Sie das nicht auch schon? Einen Geistesblitz, obwohl sie von der Materie selbst keine bis wenig Ahnung hatten? Wenn man sich vorstellt, wieviel Geist und wie wenig Materie der Mensch wirklich ist, wenn jedes Atom nur zu 0,0001% aus Materie und zu 99,999% aus Geist besteht.... oder wie wenig wir unser Gehirn wirklich zu nutzen verstehen...

Das Merkwürdige am Menschen ist: er sieht sich selbst gerne als klein und tut das das auch bei seinen Mitmenschen. Und das Unfassbare am Menschen ist : er kann auf kleinstem Raum mit dem wenigsten an Materie glücklich werden, in den unmöglichsten Situationen; einfach , weil er sich dazu entschließt. Weil der Geist größer ist als die Materie.

Es gibt großartige Menschen und es gibt kleine; selbstlose und egoistische, kluge und weniger kluge Menschen. Aber es gibt keinen, der für sich und seine Nächsten nicht an sich das Gute möchte. Dies kann man selbst von Adolf Hitler sagen, einem völlig verblendeten in irregeleiteten Typen. Er hielt es für das Beste, ein bestimmtes Volk auszuschließen. An sich wollte er nichts durchweg Schlechtes damit bewirken, nur die Mittel, die er dazu nutze, waren unmenschlich. (Ja, ein guter Mensch zu werden und zu bleiben! Mein einziges Ziel hier auf Erden..) Er wird, wie wir Menschen das zu tun pflegen, jetzt auf seine Fehler reduziert. Ich liebe das Judentum und halte es für weiser und gerechter als das Christentum. Obwohl ich wohl immer eine Christin bleiben werde, und mich das äußerst glücklich macht. Aber dennoch halte ich nichts davon, Hitler oder irgendjemand zu verteufeln.


Wir sind alle nicht liebenswert. Dazu fehlt es uns in den entscheidenden Momenten an selbstloser Liebe und Hingabe. Aber Achtung sollten wir voreinander in jedem Falle bewahren.

Der Mensch ist das großartigste Wesen, was einem auf diesem Planeten begegnet. Nicht nur im extraordinären Sinne, wie bei Ghandi, Jesus, Martin Luther King oder Jane Goodall, sondern auch im Kleinen, im Alltäglichen. Wie tief dein Nächster ist, wirst du vermutlich nie erfahren. Denn du kennst noch nicht mal dich selbst......



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